2023-01-27
Seit einiger Zeit befindet sich der Film bei Netflix. Aber warum eine Neufassung, wenn es schon einen guten Film gibt? Den von Lewis Milestone aus dem Jahre 1930.
Und so habe ich den schön ignoriert. Aber nun neun Oscar-Nominierungen. Schluck.
Also los. Wir starten 1917, im dritten Kriegsjahr. Und ein paar enthusiastische Abiturienten treten nun nicht nur „in dem Leben“, sondern dürfen sich gleich an der Front bewähren. Alles so, wie man sich das in einer neuen Verfilmung vorstellt. Musik kommt vom Harmonium der Großmutter des Komponisten. Fand ich ganz gut, aber ich finde ja jeden Filmkomponisten gut, der nicht Hans Zimmer ist. (Aber Oskar für den Ton? Selten so schlechten Ton erlebt, aber vermutlich ist das die gerechte Strafe dafür, dass man den Film nicht im Kino, sondern auf dem Minischirm zu Hause sieht.)
So richtig gut kann ich mich an das Buch und die Erstverfilmung nicht erinnern, aber dass Herr Berger hier sehr frei adaptiert, ist schon offensichtlich. Und die Pointe des Buches (und bei Milestone), nämlich, dass die Ereignisse im Großen Ganzen so unbedeutend waren, dass sie nicht als Nachricht taugen, und es von daher im Westen nichts Neues gebe, wird hier ins Gegenteil verkehrt. Das kann, soll, muss man dem Mann ankreiden.
Andererseits, die Geschichte mit Matthias Erzberger (den neulich erst TB hat raten lassen), noch dazu dargestellt von Daniel Brühl, fügt der Geschichte etwas hinzu, und ich bin einverstanden damit. Auch mit der sinnlosen Attacke am Schluss.
Es gibt eine Szene, wo die sich als Hauptfigur herausstellende Figur, Paul, (nicht zuletzt, weil einer nach dem anderen von den Jungs „fällt“) einen Franzosen im Nahkampf tötet. Oder erst tödlich verletzt. Und der dann ewig lange braucht, um zu krepieren. Und da kann Herr Kilb, der dem Film in der FAZ nur eine Fußnote in der Geschichte zustehen möchte, sagen was er will (und es sich einfach machen, Berger ist nicht Ford und nicht Kubrick, na gut), das ist sehr stark gemacht. Paul beugt sich über den Mann, nicht um ihm den Gnadenstoß zu geben, sondern das Gesicht zu waschen. Und dann sieht er das Foto der Gattin, und wir sehen schon, wie er in der Schlussszene sich bei dieser entschuldigen wird. Aber gerade das passiert nicht.
Nicht genial, aber so weit davon entfernt auch wieder nicht.
8/10 Netflix
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