2023-03-12
Man soll ja eigennützige Geschenke machen, und darum schenkte ich meiner Mutter zum 85. ein Peter Kraus Konzert. Und gestern war es soweit.
Ich hatte gehofft, dass der noch einigermaßen beieinander ist, und ansonsten vielleicht mindestens eine gute Band mitbringt (so wie Dylan das macht).
Aber das, was dann kam, traf mich doch unvorbereitet. Denn das Konzert war sensationell gut. Der Mann ist, wie er sagte 83, um uns das Rechnen zu erparen. (Er wird nächste Woche 84.)
Es fing an mit Rock around the clock und von da ab stetig aufwärts bis zum letzten Stück, Sugar Baby und den Zugaben, die allein den Eintritt schon gerechtfertigt hätten.
Die Band besser als die, die Dylan mitbringt, und er sowieso. Ich kann mich nicht erinnern, live jemals ein so gutes Drum-Solo erlebt zu haben.
Aber am besten war mit wieviel Selbstironie er seine eigene Show begleitete. Nach einem Medley seiner Hits sagte er: Das waren jetzt die Lieder, die die Omas mögen. Und die Omas im Publikum nahmen es ihm nicht übel. Früher habe er nach Roll over Beethoven einen Whisky getrunken, jetzt gäbe es Brantwein. Aber nach der Show. Zum Einreiben. Tolle Sinatra-Anekdote, tolle Davis jr. Anekdote. Tolle Vico Torriani Parodie („Kalkutta liegt am Ganges“). Schmissige Elvis-Nummern auch auf Englisch. Wobei die deutschen Texte (Teddy Bär) überhaupt nicht peinlich rüberkamen (anders als oft auf den Aufnahmen.) Das Zeichen für richtige Klasse ist es, wenn man ein Lied, das eigentlich legendär übel ist, so interpretiert, dass es einem plötzlich nicht nur gefällt, sondern zu Tränen rührt. Blue Bayou. Und geweint habe ich auch bei Sommerzeit und Mr. Bojangles.
Und schließlich dann auch noch Tränen gelacht, als er sein eigenes Sugar Baby parodierte mit Sugar Daddy. Die junge Dame an seiner Seite verlangt, dass er ihr Klamotten kaufe, damit sie bei ihm bliebe.
Wo ich von deutschen Texten sprach: Kann man Great Balls of Fire besser übersetzen als mit: Geh mir nicht auf die Eier?
Meiner Mutter hat das Konzert übrigens auch gefallen.
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