Liedzeit

Oscars 2023

2023-03-13

Vor der Übertragung noch schnell den Favoriten gesehen: Everything Everywhere All At Once.

Und dann Wecker gestellt und ins Bett.

Nur, dass das diesmal gar nicht um 2 losging, sondern viel früher. Und so kam ich erst dazu als Jonathan Majors (Kang!) den ersten Oscar an unsere Jungs verlieh.

Den Kimmel habe ich mir natürlich nachher angesehen und auch die Dankesreden von Jamie Lee und Ke Huy Quan. Der Monolog war okay. Selbstverständlich mit kleinen Jokes zum Thema aus die Nase hauen. Jedem, der das tun werde, versprach er einen Oscar und 19 Minuten Redezeit. Aber er fühle sich gut geschützt, denn nicht nur sei Spider-Man vor Ort (in der Garfield-Inkarnation) sondern auch Fableman.

Zwischendurch zeigte er Verständnis für die Abwesenheit von James Cameron, der offenbar beleidigt war für die Nicht-Regie-Nominierung. Für was die Academy ihn denn halte, für eine Frau?

Was zum Thema Diversität führt. Ohne die geht nix mehr. Und egal was passiert, es wird nie genug sein.

Also Everything Everywhere All At Once. Man könnte denken, dass das die Woke-Bewegung veralbern soll. Eine ältere Lady, die mehr schlecht als recht einen Waschsalon unterhält, wird zur Retterin des Multiversums. Und die Tochter ist nicht nur lesbisch, sondern die Partnerin zum Glück auch noch Mexikanerin. Nur. Das ist alles ernst gemeint. Die Message? Jeder Versager ist ein Held.

Nicht, dass ich nicht auch der Meinung wäre, ein Leben mit Steuerschulden und einem Waschsalon könnte schon prima sein, wenn man das an der Seite mit dem Liebsten verbringt. Kein Grund, sich gleich scheiden zu lassen. Und ja, wenn man Hotdogs an Stelle von Fingern hat, kann man bestimmt schön mit den Füßen Klavier spielen (jedenfalls besser als David Byrne sang). Aber das soll jetzt der Trost in unserer Zeit sein? Dieser Film soll, wie ich las, hoffnungsvoll in die Zukunft des Films schauen lassen? Der Bagel kam mir irgendwie bekannt vor, jumping zwischen den Universen? Geschenkt. Aber, um Karatefähigkeiten zu erlangen, um einen Vorwand für zweitklassige Kampfszenen zu haben? Das ist fast so schlimm wie bei Matrix. Gut, Jamie Lee hat einen Oscar erhalten. Den ich ihr von Herzen gönne. Aber eigentlich musste sie nur grimmig gucken. Dagegen hat Kerry Condon als Siobhán Súilleabháin in Banshees eine subtile echte Leistung abgeliefert. Und Michelle Yeoh? Wurde ausgezeichnet, weil sie Asiatin ist, und weil die Maskenbildner:in einen ausgezeichneten Job gemacht hat. Cate Blanchett dagegen großartig, und noch besser Ana de Armas als Marilyn in Blond. (Gegen den Oscar für Ke Huy Quan habe ich nichts einzuwenden.)

Tár war auch nicht der ganz große Wurf. Aber zu zeigen, a) dass Macht korrumpiert und zwar auch Frauen, und b) dass die Machtmißbrauchende darum dennoch kein Monster sein muss, ist ungleich höher zu bewerten, als den Unsinn zu verbreiten, dass jeder und vor allem jede ein Held, eine Heldin ist.

Musik. Wie sah es mit den nominierten Songs aus? Wie immer in den letzen Jahren das Grauen. Byrne erwähnte ich schon. Lady Gaga ohne Maske kam beinahe sympathisch rüber, half dem Lied aber auch nicht. Rihanna? Oh, jammer.

Unter den blinden hat dann zumindest das einäugige Naatu Naatu gewonnen. Und die Dankesrede, in der der Komponist die Carpenters bemühte, war der Höhepunkt der Veranstaltung.

Und gibt es im Westen was Neues? Immerhin, bester ausländischer Film und beste Filmmusik. Sehr schön. Dass die Gewinner nichts zum Krieg in der Ukraine sagten, ist ein wenig befremdlich. Vielleicht wollten sie sich das aufheben für die Rede zum Gewinn des Besten Films. Positiv festzuhalten bleibt dennoch, dass Herrn Selenskyj kein Forum gegeben worden ist.

Hm, grumpy old man, ich? Aber ja.


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