2023-06-14
Als ich seinerzeit The Road las, war ich nicht ganz begeistert. Ein Mann wandert mit seinem Sohn durch ein post-apokalyptisches Amerika. Und darin gab es dann Dialoge wie: Are we the good guys? - Yes. - Okay.
Es mag allerdings sein, dass meine vorurteilsbehaftete Abneigung gegenüber Mainstream-Autoren, die sich an Genreliteratur versuchen, so groß war, dass ich das nicht unvoreingenommen habe bewerten können.
In jedem Fall fand ich dann die Verfilmung ganz und gar großartig. Und No Country auch nicht übel.
Und dann lasen wir neulich in unserem Literaturzirkel Stella Maris, und ich, weil das quasi dazugehört, auch The Passenger, zwei Werke, die der Mann in hohem Alter noch verfasst hatte und die, wie die NYT im Nachruf schreibt, beweihräuchernde Reviews erhielten. (Inwiefern das für ihn, oder allgemein, positiv zu verstehen sein soll, kann ich nicht sagen. Vielleicht eher nicht.)
Ich fand den Passenger okay, aber Stella vorzüglich. Geradezu wunderbar, und das, obwohl ich jede Menge an dem Buch auszusetzen habe, besonders aber, dass es das neumodische Klisché bedient, dass junge Frauen es sind, die genial sind. Auch und gerade in den Naturwissenschaften und der Mathematik. In dem Buch geht es viel um das Unbewußte. Und McCarthy fühlte sich berufen, zu diesem Thema auch einen Essay The Kekulé Problem zu verfassen. Sehr lesenswert. Kurzfassung: The unconscious is a machine for operating an animal. Also auch dich und mich. Wobei die Frage nach dem Sinn und Zweck von Consciousness ausgelassen wird.
Der Mann liebte es, sich mit Naturwissenschaften zu beschäftigen und sich mit Naturwissenschaftlern zu umgeben. Dass er dabei ziemlich eindeutig auf der laienhaften Seite stehenblieb, lässt sich schön auf Youtube erleben, wenn man sich das Interview ansieht, das sein Fan David Krakauer mit ihm gemacht hat. (Wobei es sein kann, dass der Mann da einfach schon sehr alt gewesen ist.)
In den Nachrufen wird immer erwähnt, dass Cormac McCarthy einer der vier großen amerikanischen Autoren der Gegenwart gewesen sei. (Eine Meinung, die Harold Bloom in die Welt gesetzt hat.) Roth, Pynchon, DeLillo. Kann schon sein. Wobei ich mal mindestens noch John Barth hinzufügen würde. Die kann man dann gegeneinander ausspielen. Von den vieren sei McCarthy der skrupulöseste gewesen, sagt Herr Platthaus in der FAZ. Was immer das genau heißen mag.
Irgendwo las ich auch, dass in den letzen Büchern keine Pferde mehr verenden. Was eher kritisch gemeint zu sein schien. Wenn es sich ergeben sollte, werde ich also auch einmal demnächst All the Pretty Horses lesen.
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