2023-06-17
In den Spider-Man-Comics (Die Spinne) des BSV gab es Anfang der 70er Jahre immer zwei Geschichten über den freundlichen Nachbarn. Ein aktuelle, phantastische mit echten Menschen, die eben zufällig Superhelden oder Superschurken waren und eine zweite aus der Frühzeit, die holzschnittartig und lahm war. (Daneben auch noch Füllergeschichten, die manchmal am allerbesten waren). Die Reprints waren keine zehn Jahre alt und wirkten auf mich, als kämen sie aus einem anderen Jahrhundert.
Sowohl die frühen als auch die aktuellen wurden von Stan Lee geschrieben. Wenn man sich die Geschichte der Comics erklären lässt von Fachleuten, dann wird man lernen, dass die frühen, gezeichnet von Steve Ditko, ungleich besser waren, revolutionär und auf einer nie wieder erreichten künstlerischen Ebene.
Für mich als zehn-, elfjährigen Fan dagegen bestand kein Zweifel, John Romita konnte zeichnen, Steve leider nicht. John Romitas Spinne konnte sich wirklich an Spinnennetzen durch die New Yorker Straßenschluchten schwingen, Ditkos Spinne widersprach den physikalischen Gesetzen. Seine Figuren waren grotesk unförmig, er hatte keine Ahnung von Proportionen. Und last not least, Peter sah schon traurig genug aus, aber die Frauenfiguren – alle gleich (außer Tante May) und alle gleich häßlich. (Genau, wenn auch anders, die von dem anderen „Fan-Fovorite“: Jack Kirby). Dagegen sah Romitas Peter nicht mehr ganz so karikaturenhaft nerdig aus, und die Frauen, allen voran, Gwen Stacy, wunderschön. Tatsächlich kam Romita von den Romance-Comics. Und der Soap-Opera Teil nahm zu. Und mir gefiel es viel besser, wenn sich Peter mit Freunden in der Kaffeebohne unterhielt als wenn er gegen den Rhino zu kämpfen hatte.
Für mich gab es nur Gwen, wie ich schon öfter mal erwähnte. Allerdings will ich gerne zugeben, dass das erste (echte) Auftauchen von Mary Jane Watson schon einem Bombeneinschlag glich. Lets face it Tiger... You’ve just hit the Jack pot. (Ich sollte jetzt auf den Dachboden klettern, um zu überprüfen, wie das auf Deutsch hieß, aber vielleicht besser nicht.)
Und in Wirklichkeit war ich nicht allein mit meiner Vorliebe für Romita. Als er übernahm, lag Spider-Man noch hinter den Fantastic Four in der Publikumsgunst. Das änderte sich binnen eines Jahres.
John Romita war dann jahrelang verantwortlich für den Look von Marvel, und das, was heute Marvel noch groß macht, geht auf ihn zurück. (Zu einem guten Teil jedenfalls). Er, las ich jetzt, war allerdings auch angeblich der Schurke, der Conway überredet haben soll, Gwen zu töten.
So richtig viele neue Figuren hat er allerdings nicht geschaffen. Der Schocker? Rhino? Okay, Wolverine lasse ich gelten.
Und er hinterlässt einen talentierten Sohn: John Romita Jr., der allerdings seinem Dad nicht das Wasser reichen kann.
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