Liedzeit

The Devil and Daniel Webster

2023-10-18

Vor langer Zeit hatte ich mal ein Dept. über Oscar-Filme, das ich eigentlich fortsetzen sollte. Gestern aber habe ich mir diesen Film angesehen und zwar angeregt durch einen Beitrag von Professor Rock über Bad Moon Rising. Herr Fogerty nämlich hat einen Teil der Lyrics diesem Film entnommen.

Ein Klassiker, den ich aus irgendeinem Grunde noch nie vorher gesehen hatte. Und wenn es dir, liebe Leserin, genauso geht, dann schaue ihn dir jetzt(!) auf YouTube an...

William Dieterle führt uns ins Jahr 1840 nach New Hamshire zu einem armen Farmer (James Craig), mit hübscher Frau (Anne Shirley als Oliva de Haviland für Arme) und rauher aber herzensguter Mutter. So arm ist er, dass der Hintergrund seiner Farm auf Pappe gemalt werden musste. Jedenfalls ist er bereit seine Seele für 2 Cent dem Teufel zu verkaufen. Der lässt sich nicht lange bitten und erscheint in Gestalt des Mr. Scratch gespielt vom dafür Oscar-nominierten Walter Huston. Und schon sind wir bei der ersten Überraschung des Films. Denn dieser Teufel ist diabolisch auf eine Art, wie ich sie nie gesehen habe. Den Teufel in Heaven can wait fand ich auch gut, aber dieser ist viel besser, charmant aber schmierig.

Unser Farmer also verkauft seine Seele für sieben gute Jahre. Er wird reich und böse, aber wiederum nicht so böse. Klar, er lässt seine Nachbarn, die alles verlieren durch einen Hagelsturm, der seine Felder umgeht, für sich schuften, während er auf Fuchsjagd geht. Er nimmt am Abendgebet nicht teil, und während Gattin und Frau in die Kirche gehen, spielt er Poker. Dann gibt es auch noch eine Maid, die sich um den Sohn kümmern soll, und hier sind wir bei der zweiten Überraschung. Die wird gespielt von der sensationellen Simone Simon (ihre erst Hollywood-Rolle), eine Femme Fatale. Ob sie aus Frankreich komme, wird sie gefragt, nein von hinter den Bergen. Wie es Dieterle und Simon schaffen in wenigen Einstellungen plausibel zu machen, wie unser Farmer seine geliebte und liebende Frau nunmehr links liegen lässt, ist nicht weniger als atemberaubend.

Und was hat das ganze mit Daniel Webster zu tun? Der (Edwin Arnold in glänzender Vertretung für Thomas Mitchell), so wird in einer Einstellung gleich zu Anfang gezeigt, ist auch vom Teufel bedrängt. Ist aber standhaft, und der edle Amerikaner schlechthin, zukünftiger Präsident (aber nicht in diesem Universum, weil der Teufel das verhindert) und Pate des kleinen Daniel, dem verzogenen Sohn des Farmers. Der kleine Bengel schießt mit Schleuder eine Kugel auf das Pferd und wird vom weisen Daniel zurechtgewiesen. Tut es dann aber noch einmal (er ist schließlich in einem vom Teufel besessenen Haushalt groß geworden) und wird daraufhin von Webster übers Knie gelegt. (Wie man früher so schön sagte.)

Es gibt eine Feier im neuen Haus des Seelenverkäufers zu Ehren Websters. Aber niemand kommt. Und dann sind auch die sieben Jahre um und Mr. Scratch fordert die Seele ein. Und nun kommt die dritte Überraschung. Denn Daniel Webster verlangt ein Jury-Gericht. Und wunderbar fotographiert werden die übelsten Charaktere der amerikanischen Geschichte (u.a. Benedict Arnold) aus der Unterwelt berufen, um als Jury den Fall zu beurteilen. Webster darf seinen Klienten vertreten, aber im Falle der Niederlage würde auch er seine Seele verlieren. Man sieht die Schweißperlen auf seinem Gesicht, aber natürlich hält er ein glänzendes Plädoyer und die üblen Gesellen können nicht anders als den Vertrag für nichtig zu erklären.

Mr. Scratch nimmt das sportlich, klaut der Mama einen Apple Pie und schlägt in seinem Notizbuch nach auf der Suche nach dem nächsten Kandidaten. Und wer ist das wohl? Du!

Einen Oscar erhalten für diesen Film hat übrigens Bernard Hermann, der im selben Jahr auch für Citizen Kane nominiert war. Und der Schnitt von einem anderen Kane-Mann: Robert Wise.

Wenn schon Fantasy, dann so.

YouTube 9/10


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