2024-03-23
Ich liebe Fremdsprachen. Allerdings ist die Liebe unerwidert. Mein Englisch ist okay, aber Französisch praktisch nicht-existent. Seit drei Jahren lerne ich italienisch, und ich bezweifle, dass ich im Restaurant ein Pizza bestellen könnte.
Genausolange lerne ich Esperanto. Eine wunderbare Sprache, weil so einfach. Und logisch, und ohne Ausnahmen. Aber so einfach ist sie auch wieder nicht. Es gibt nur zwei Fälle, die Zeiten komplett regelmäßig, aber es gibt doch verdammt viele Vokabeln, die zu lernen sind. (Und dann noch die vielen diakritischen Zeichen!) Sehr einfache Texte verstehe ich, so wie diesen:
Tokipono (tokipone toki pona) estas planlingvo. La nomo de la lingvo estas derivita de la piĝina vorto tok (de la angla talk „paroli“) kaj la Esperanta adjektivo bona.
Das ist der erste Satz im Esperanto-Artikel über Toki Pona. Und Toki Pona ist wirklich einfach. Es gibt nur 14 Buchstaben, kurze Silben, keine Fälle, keine Zeiten, keine grammatischen Geschlechter. Und: Nur hundertzwanzig Wörter!
Immer noch viel für mich, und nach drei Wochen beherrsche ich die noch immer nicht. Aber immerhin ist es vorstellbar, in absehbarer Zeit alle Wörter einer Sprache zu lernen.
Die Sprache wurde 2001 von Sonja Lang erfunden, um, wie sie sagt, das Denken zu entschlacken. Philosophische Ansprüche sind mir in der Regel suspekt, aber in diesem Fall wäre das schon relevant. Kann man sich mit 120 Wörtern ausdrücken?
Man kann. Mit kleinen Abstrichen. Denn die Sprache ist vage. Gewollt vage. Es gibt kein Wort für Hund oder Katze oder Pferd. soweli (alles wird klein geschrieben) heißt Tier, oder Säugetier. Es gibt ein Wort für Fisch (kala), Vogel (waso), Insekt (pipi), Reptil (akesi) und das war es.
Fast alle Wörter stehen für mehrere Begriffe. Toki bedeutet Sprache, aber auch sprechen und Hallo! Pona bedeutet das Gute, Einfache, Positive und ebenso gut, einfach, nett, richtig. Und auch Großartig! Cool, Danke. Und es dient auch als Verb und dann bedeutet es verbessern, reparieren usw. toki pona ist also die gute oder einfache Sprache. Die Bedeutung geht von links nach rechts. pona modifiziert toki. mama bedeutet Mutter aber auch Vater oder Eltern, Vorfahre, Erziehungsberechtigter usw. mi bedeutet ich und wir und mein und unser. Wenn aus dem Kontext nicht klar ist, was gemeint ist, kann man ein Wort modifizieren. mama meje ist der Vater, meje heißt männlich (und Gatte, Geliebter, maskulin). mi mute ist ich/viele, also wir, mute mi dagegen: meine Summe.
Das klingt nicht so, als könne man damit eine Sprache konstruieren. Aber Frau Lang hatte einen genialen Einfall, sie führte Partikel ein, die grammatikalische Struktur erzeugen. (Kann sein, dass es das in einigen natürlichen Sprachen auch gibt, ich kenne keine). li zeigt an, dass der folgende Ausdruck das Prädikat des Satzes ist, e leitet das Objekt ein. jan pona mi li moku e telo nasa. jan heißt Mensch oder Person, jan pona, der gute Mensch (=Freund) moku (essen/trinken) telo (Wasser/Flüssigkeit) nasa (verrückt). Mein Freund trinkt Alkohol.
Eine wunderbare Sprache. Frau Lang hat gleich eine eigene Schrift dazu erfunden (und eine Zeichensprache.) Dazu demnächst vielleicht mal mehr.
Keine Kommentare bisher.