2024-06-20
Im Rahmen des Theaterfestivals wird Richard III. aufgeführt. Mit Lars Eidinger. Da kann ja nicht viel schief gehen.
Neben der Bühne ein Schlagzeug. Was schon mal bedeutet, dass der Regisseur, Thomas Ostermeier, glaubt, das Stück mit Musik aufpeppen zu müssen. In einer kompletten Szene gibt es Laurie Andersons Ha, ha, ha, ha in Endlosschleife, bis schließlich das erlösende Oh, Superman kommt. Auf Richard bezogen? Wahrscheinlich, aber irgendwie doch eine sehr schiefe Metapher.
Der wahre Richard hinkte bekanntlich nicht, und so kann man seine Bosheit auch nicht auf die Behinderung schieben. Wobei, so böse war der wahre Richard gar nicht. Gut, die Prinzen hat er höchstwahrscheinlich wirklich töten lassen.
Aber was bedeutet historische Wahrheit, wenn wir es mit Shakespeare zu tun haben? Es geht los mit einer Verführungsszene, praktischerweise ist er nackt, so dass die schöne Anne sieht, was sie erwartet. Soll sie sich dem Mörder hingeben? Den Ring annehmen? Na klar. Wobei Richard die Ehe nur als einen Schritt zur Macht sieht. Später wird er auch noch um die eigene Nichte freien.
Das alles ist nicht so wirklich schlecht, aber auch wieder nicht so toll, wie der abschließende Applaus suggerierte. (Eidinger hat sich den, anders als neulich Meyerhoff, auch persönlich immer wieder abgeholt.)
Immerhin gibt es einen Mord an dem Bruder mit echtem Theaterblut, und die später gemeuchelten Prinzen haben einen Auftritt als Puppen, der mir sehr gut gefiel. Die Szene, in der Buckingham Richard überredet, sich zum König machen zu lassen, war auch gelungen, und vermutlich schon von Shakespeare witzig gemeint. Denn Richard ziert sich eher unglaubwürdig.
Was mir auch gefiel, bei Shakespeare nicht selbstverständlich, dass ich alles verstanden habe. D. vermutete, dass es sich um eine Inszenierung in einfachem Deutsch handelte. Vielleicht. Wenn, dann ist das nicht unbedingt ein Fehler.
Aber irgendwie hätte man sich mehr Pep. Mehr Subtilität gewünscht.
Schauspielhaus 7/10
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