Liedzeit

Cat Power sings Dylan

2024-08-24

Eckard Henscheid schreibt im Tagebuch anläßlich einer Zeitungsankündigung: Frauke Maier [echten Namen habe ich vergessen] singt Edith Piaf – „Schade, umgekehrt wäre ich hingegangen.”

Nun ist Dylan nicht so sehr für seine Stimme berühmt wie Piaf für ihre, aber nach diesem Konzert glaube ich, dass Dylan Power besser gesungen hätte.

Eigentlich eine schöne (aber auch gewagte, wenn nicht größenwahnsinnige) Idee, das legendäre Dylan-Konzert von 1966 in der Royal Albert-Hall (in Wirklichkeit in Manchester) möglichst eins-zu-eins nachzuspielen.

Cat kommt leicht schwankend auf die Bühne und singt begleitet von einem Gitarristen und einem Mundharmonika-Spieler. She belongs to me, gefolgt von 4th Time Around. Da dachte ich noch, warum nicht? Aber spätestens mit dem dritten Stück (Visions of Johanna), das genauso klang wie die ersten beiden, war klar, dass das Murks sein würde. Die einzigen Unterschiede waren der Text und die Mundharmonika-Einsätze. Die Frau kann singen, tut es aber nicht, stattdessen gibt es Sprechgesang, und nur jedes siebte Wort wird dann gesungen, um anzudeuten, dass das Absicht ist. Soll ja Hommage an Dylan sein. Oder doch Dekonstruktion?

Der zweite Teil, wo dann eine Band hinzukommt, gefiel mir viel besser, besonders wenn Cat nicht sang. (Das war ja leider bei den Dylan-Konzerten, die ich erleben durfte auch so.)

Und nach 105 Minuten war das vorbei.

3/10 Elphi


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