Liedzeit

Caligula

2025-01-24

Zur Premiere von Caligula im Volkstheater München. Von Albert Camus. Und wieder schön in der ersten Reihe gesessen. Was in diesem Fall ziemlich prima war. Mittendrin statt nur dabei, sozusagen.

Einmal als Caligula (Steffen Link) von der Bühne stieg, hatte ich kurz befürchtet, von ihm zum Tanz aufgefordert zu werden. Aber da war ich schon so vom Stück gefangen, dass ich bestimmt mitgetanzt hätte (in Wirklichkeit stand ich kurz davor, ihn aufzufordern). Denn wie heißt es so schön, und besonders an diesem Abend: Tanze Samba mit mir. Tanze Samba die ganze Nacht.

Nun hat Caligula ja zunächst mit seiner Trauer zu kämpfen, denn seine Schwester und Geliebte, Drusilla, bestand nur noch aus Asche in einer Urne (die er sich am Ende in Gesicht reiben wird). Aber wozu ist man Imperator? Gelegenheit genug Macht auszuüben gibt es. Alle Römer sollen ein Testament zu Gunsten des Staates machen, danach könne man sie einen nach dem anderen umbringen. Ein vernünftiger Mann dieser Caligula, dem daran gelegen ist, den Haushalt zu sanieren. Nicht alle Patrizier finden das in Ordnung. Einer von denen, Scipio (Anton Nürnberg) hätte zudem Grund zu Groll, da der Kaiser seinen, also Scipios, Vater getötet hatte. Aber so richtig böse mag er ihm, also Caligula, nicht sein, besonders als der ihn auffordert eines seiner Gedichte vorzutragen, oder zumindest nachzuerzählen. Eine Frau dagegen beklagt, dass er sie Schäfchen nennt, und was ein richtiger Tyrann ist, so fordert er sie auf, Mäh zu machen. Tut sie natürlich. Und alle müssen einen zum Tode Bestimmten noch küssen. Auf Seite des Tyrannen stehen ein freigelassener Sklave und wahrscheinlich auch seine Frau.

Zwischendurch erleben wir Dialoge, die, wie mir schien, nicht nur pseudophilosophisch von Freiheit und Willkür und Bosheit handelten, so dass ich am liebsten ab und zu zurückgespult hätte.

Caligula verwandelt sich in dann in ein Flugzeug und stürzt auf die Twin-Türme zu, und er oder sie, da er uns inzwischen als Venus mit zauberhaften langen, blonden Locken verzückt, erhebt sich in einer SpaceX-Muschel. Dazu läuft Venus, aber nicht in der Version von Shocking Blue, sondern in der der Stars on 45, die selbstverständlich viel besser passt.

Am Ende, ein glänzender Regieeinfall von Ran Chai Bar-zvi, klettert Caligula für den Schlussmonolog in das Grab der Schwester, so dass nur noch der Kopf zu sehen ist. Und dann, leider, erwischen ihn die Häscher doch noch. Können aber nicht verhindern, dass er zu seinem eigenen Denkmal wird.

Volkstheater München.


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