2025-02-18
Gestern lief im Fernsehen Die zwölf Geschworenen, und womöglich hätte ich mir das wieder angesehen, wenn sich nicht eine viel bessere Alternative ergeben hätte. Nämlich diese: der neue Film von Clint Eastwood.
Der gute Clint hat leider mit seinen letzten beiden Werken enttäuscht. Aber ein Gerichtsdrama? Da konnte ich nicht widerstehen.
Ein Mann, Nicholas Hoult, muss als Geschworener antreten. Große Lust hat er nicht, denn seine Frau erwartet jeden Moment ein Kind. Die Richterin ist davon unbeeindruckt. Also wird er der zweite Geschworene. Es geht um einen Mord, ein fieser Möp soll seine Freundin nach einem Streit in einer Bar umgebracht haben. Die Beweislage ist eher dürftig, und man fragt sich, ob selbst in den USA es damit zu einem Verfahren gekommen wäre. Die Antwort ist aber vermutlich leider ja, irgendwo müssen die ganzen Justizirrtümer ja herkommen. Hauptsache, irgendjemand wird verknackt. Und um einen Drogendealer ist es eh nicht schade, selbst wenn er es doch nicht war. Denn darum geht es. In Wirklichkeit, so stellt sich schnell heraus, hat unser Mann die arme Lady ins Jenseits befördert. Kurz abgelenkt durch ein Handyklingeln (unbedingt verbieten die Dinger) hat er sie nämlich im strömenden Regen totgefahren und übers Geländer geschupst. Ein Unfall, und er dachte, er hätte ein Reh überfahren. Und wie wird das nun zu einem Problem? Ah, er ist anonymer Alkoholiker, und sein AA-Coach und Anwalt (eher mau: Kiefer Sutherland) erklärt ihm, dass er in jedem Fall brummen müsse, da er sich zufällig an jenem Abend auch in der Bar befunden hatte (und dort vielleicht ja, vielleicht nein einen getrunken hatte, wegen, die Drehbuchauchtoren sind so clever, dem Jahrestag einer Fehlgeburt).
Es geht also darum, die Mitgeschworenen, die natürlich, Beweislage hin, Beweislage her, für schuldig sind, dazu zu bringen auf nicht schuldig zu plädieren. Und ratzfatz hat er auch einige überzeugt, aber andere zeigen sich unwillig. Also, die zwölf Geworenen 2.0. Aber mit einem Twist.
Ein schöner kleiner Film. Nicholas Hoult gefiel mir gut, und ich fragte mich woher ich den kannte. Er war Hank McCoy, das Biest. Okay. Aber auch der kleine, unendlich nervende Rotzlöffel aus About a Boy. Der, war ich damals sicher, würde niemals eine Filmkarriere machen. Ein Tom Cruise ist gerade nicht aus ihm geworden, aber ein solider Schauspieler schon. Und J.K. Simmons (als Ex-Cop und illegal Recherchierender) ist selbstverständlich großartig, wird aber locker von Toni Collette als Staatsanwältin in den Schatten gestellt.
8/10 Studio
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